Selbstständig als Fotograf:in – Vom Nebenjob zum Hauptberuf

Sonnenlicht fällt durch Oleanderblüten auf ein romantisches Altbaudach

Der Schritt, sich selbstständig als Fotograf:in zu machen, klingt für viele verlockend: freie Zeiteinteilung, kreative Arbeit, selbstbestimmtes Leben. Doch mit dem Wechsel in die hauptberufliche Selbstständigkeit verändern sich nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Anforderungen. Es reicht nicht mehr, gute Bilder zu machen – du musst ein funktionierendes Unternehmen führen.

Dieser Beitrag ist Teil 1 einer dreiteiligen Blogreihe rund um den Weg in die hauptberufliche Selbstständigkeit. Ob du bereits kurz vor dem Wechsel stehst oder noch abwägst – hier erfährst du, wie du typische Denkfehler vermeidest, fundierter planst und realistisch einschätzt, ob dein Business tragfähig ist.

Vielleicht hast du den Gedanken schon länger im Kopf: Was wäre, wenn ich mich vollständig selbstständig als Fotograf:in mache? Mehr Fokus, mehr Freiheit, mehr Verbindlichkeit – aber auch mehr Verantwortung.

Finanzplanung als selbstständige:r Fotograf:in

Bevor du den Schritt in die hauptberufliche Selbstständigkeit als Hochzeitsfotograf:in wagst, ist eine entscheidende Frage zu klären: Kann dein Unternehmen dich langfristig finanzieren? Wenn du dich selbstständig als Fotograf:in machst, geht es nicht nur um deinen Umsatz, sondern vor allem um die realistische Einschätzung, wie viel du nach Abzug aller Kosten tatsächlich für deinen Lebensunterhalt und deine Rücklagen übrig behältst. Diese Einschätzung solltest du frühzeitig und gründlich angehen, um nicht mit unvorhergesehenen finanziellen Engpässen konfrontiert zu werden.

Ein solides Finanzkonzept bildet die Basis dafür, dass du langfristig erfolgreich selbstständig als Fotograf:in arbeiten kannst. Es basiert auf einer detaillierten Kostenaufstellung, die nicht nur die offensichtlichen Ausgaben wie Ausrüstung und Marketing abdeckt, sondern auch sämtliche Fixkosten, die regelmäßig anfallen und deine Einnahmen konstant belasten. Zu den wesentlichen Posten gehören unter anderem:

Gewerbesteuer: Die Höhe variiert je nach Gemeinde und hängt von deinem Gewinn ab. Diese Steuer solltest du unbedingt einkalkulieren, da sie vor allem bei steigenden Umsätzen schnell eine größere Belastung darstellt. Ein früher Blick auf die Gewerbesteuer kann dir helfen, unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Wichtig: Auch wenn du ein Kleingewerbe betreibst, kann Gewerbesteuer anfallen – nämlich dann, wenn dein Gewinn den Freibetrag von derzeit 24.500 Euro übersteigt.

Einkommensteuer-Vorauszahlungen: Als Selbstständige:r musst du regelmäßig Vorauszahlungen an das Finanzamt leisten. Diese basieren auf deinen Einkünften aus dem Vorjahr und können bei steigenden Einnahmen eine erhebliche Größe erreichen. Du solltest also nicht nur deine aktuellen Einnahmen im Blick haben, sondern auch vorausschauend planen, um bei der Steuer keine bösen Überraschungen zu erleben.

Krankenversicherung: Als Selbstständige:r musst du deine Krankenversicherung komplett selbst tragen. Du hast die Wahl zwischen einer privaten Krankenversicherung oder der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung. Diese Entscheidung hat langfristige Auswirkungen auf deine monatlichen Ausgaben und die Qualität deiner Absicherung. Achte darauf, die monatlichen Beiträge realistisch in dein Budget einzuplanen, denn sie sind in der Regel ein fixierter Posten.

Altersvorsorge: Auch als Selbstständige:r bist du für deine Altersvorsorge verantwortlich. Hier gibt es verschiedene Optionen, von der gesetzlichen Rentenversicherung (falls Pflicht), über private Modelle wie die Rürup-Rente oder das Investieren in ETFs. Eine solide Altersvorsorge ist für deine langfristige finanzielle Gesundheit entscheidend und sollte daher von Anfang an berücksichtigt werden. Je früher du damit beginnst, desto besser kannst du von den langfristigen Vorteilen profitieren.

Software-Abos: Wenn du selbstständig als Fotograf:in arbeitest, benötigst du verschiedene Software-Lösungen, sei es für Bildbearbeitung (z. B. Adobe Lightroom), Studioverwaltung oder Buchhaltung. Diese Abonnements gehören zu den laufenden Kosten und sollten in deiner Kalkulation nicht fehlen. Auch wenn die monatlichen Beträge zunächst gering erscheinen, summieren sie sich über die Jahre und müssen daher immer berücksichtigt werden.

Rücklagenbildung: Eine der wichtigsten finanziellen Maßnahmen ist die Bildung von Rücklagen. Gerade in der Hochzeitsfotografie, die saisonal geprägt ist, musst du für die weniger umsatzstarken Monate wie den Winter vorsorgen. Auch für unvorhergesehene Ausgaben wie Krankheit oder notwendige Investitionen in neue Ausrüstung ist es ratsam, ein finanzielles Polster zu haben. Rücklagen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um dein Business langfristig am Laufen zu halten – besonders, wenn du selbstständig als Fotograf:in tätig bist.

Rechtliches & Absicherung – Was du als selbstständige:r Fotograf:in beachten musst

Die rechtlichen Grundlagen und Absicherung sind entscheidend für deine langfristige Sicherheit als selbstständige Hochzeitsfotograf:in. Ohne ein solides Fundament in diesem Bereich kannst du schnell in rechtliche Schwierigkeiten geraten. Achte daher darauf, folgende Punkte frühzeitig zu klären:

  • Gewerbeanmeldung: Für die hauptberufliche Selbstständigkeit ist eine Gewerbeanmeldung Pflicht. Diese Anmeldung regelt deinen Status als Unternehmer:in und ist der erste Schritt, um offiziell als Fotograf:in tätig zu sein.

    Gewerbeanmeldung Mainz

  • Berufshaftpflichtversicherung: Eine Berufshaftpflichtversicherung schützt dich vor finanziellen Schäden, die dir durch Fehler oder Missverständnisse im Rahmen deiner Arbeit entstehen könnten. Diese Versicherung ist besonders wichtig, um dich vor möglichen Schadensersatzforderungen abzusichern.

  • AGB & Verträge: Um rechtlich abgesichert zu sein, solltest du individuelle AGB sowie Verträge für deine Kund:innen erstellen lassen. Diese sollten unbedingt von einem Fachanwalt für Vertragsrecht geprüft werden, damit sie juristisch wasserdicht sind und dir im Streitfall Rückhalt geben.

  • DSGVO-konformes Arbeiten: Datenschutz ist nicht nur ein Trend, sondern eine gesetzliche Pflicht. Deine Website, Verträge und die Verarbeitung von Kundendaten müssen den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Achte darauf, dass du alle rechtlichen Vorgaben einhältst, um Bußgelder und rechtliche Probleme zu vermeiden.

Fehler vermeiden beim Wechsel in die Selbstständigkeit als Fotograf:in

Der richtige Zeitpunkt: Viele angehende Vollzeit-Selbstständige unterschätzen, ab wann ihr Gewerbe rechtlich nicht mehr als Nebentätigkeit gilt. Wenn du beispielsweise mehr als 15–20 Stunden pro Woche arbeitest oder deine Einnahmen dauerhaft die aus deinem Angestelltenverhältnis übersteigen, kann dein Gewerbe als Hauptgewerbe eingestuft werden – mit allen Konsequenzen für Steuern und Sozialabgaben. Ein zu später Wechsel kann zu Nachforderungen oder Ärger mit Behörden führen.

Buchhaltung: Im Nebengewerbe kommen viele noch mit einer einfachen Excel-Tabelle durch. Im Hauptgewerbe reicht das nicht mehr. Wer hier unvorbereitet ist, läuft Gefahr, Fristen zu versäumen oder wichtige Ausgaben nicht korrekt zu dokumentieren. Das kann nicht nur teuer werden, sondern auch bei der Steuererklärung unnötigen Stress verursachen.


Interview mit Ines

  1. Wann hast du gemerkt: „Ich will das hauptberuflich machen?“

  2. Hattest du Vorbilder oder Mentoren?

  3. Gab es einen Moment, der dir besonders viel Mut gemacht hat – oder einen, der dich zweifeln ließ?

  4. Wie bist du das Thema Finanzen angegangen?

  5. Was würdest du jemandem raten, der gerade an dieser Schwelle steht?


Fazit & Ausblick:

Der Wechsel ins Hauptgewerbe ist kein spontaner Sprung ins kalte Wasser – sondern eine bewusste Entscheidung, die Planung, rechtliches Know-how und ein starkes Netzwerk braucht. Wenn du dir frühzeitig über Finanzen, Absicherung und deinen beruflichen Alltag Gedanken machst, kannst du nicht nur Risiken minimieren, sondern auch mit klarem Fokus und Zuversicht starten. Du musst diesen Weg nicht allein gehen – wir begleiten dich gerne dabei.


Im nächsten Teil geht es um den Alltag als selbstständige:r Fotograf:in – zwischen kreativer Arbeit, Kundenkontakt und Kalkulation. Wir zeigen dir, wie du dich gut organisierst und was dir hilft, auch langfristig motiviert und strukturiert zu bleiben.

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Tagesablauf als Hochzeitsfotograf: So planst du deine erste Hochzeit professionell